Peter Schrammel
1. Tag: sonnig, hochliegende Schleierwolken;
2. Tag: wolkenlos
1. Tag: Untere Gfölleralm, 1079m - Gollinghütte, 1641m;
2. Tag: Gollinghütte - Gollingscharte, 2326m - Hochgolling, 2862m - Gollingscharte - Gollinghütte - Untere Gfölleralm
Gollinghütte, 1641m
1813m (1. Tag: +562/-0; 2. Tag: +1251/-1813)
21km (1. Tag: 6km; 2. Tag: 15km)
8h (1. Tag: 1:30; 2. Tag: 6:30 (1:30 + 1:45 + 1 + 1 + 1:15))
II: zur Gollingscharte ein paar höhere Stufen 0; Querung aus der Scharte in die Westflanke: eine glitschige Platte mit Trittbügel, danach ein paar Platten 0+; eine 30m Steilstufe in der oberen Hälfte I-; Nordwestgrat: einige Stufen zum Grat I-, zwei Blöcke zum Überklettern I, 10m senkrecht Abklettern in die Westflanke große Griffe I+, dann über Schrofen und Schotter zurück zum Grat I-, 20m Steilstufe mit gute Griffen I, 3m Stufe nur schmale Leisten II, dann weitere Steilstufen mit besseren Griffe I; Normalweg: anfangs sehr steil I-, immer wieder kleine Stufen 0+ bis I-, eine 4m hohe senkrechte Stufe mit Trittbügeln I
5-6: zum Gollingwinkel <2, Querung oberhalb des tief eingeschnittenen Bachlaufs 4, Querung aus der Scharte in die Westflanke 5, Westflanke 3, Nordwestgrat durchwegs 4-5; die schwierigeren Stellen sind auch mehr ausgesetzt 5-6; Gipfelbereiche! Normalweg durchwegs 3-4, manche Stellen bis 5
€20.- Parkgebühr für 2 Tage; kein Handyempfang von Untertal bis oberhalb der Gollingscharte
1. Tag: Ich war für zwei Wochen in Österreich und es war stabiles Wetter für Sonntag und Montag angekündigt. Auf der Gollinghütte waren noch Lagerplätze frei und so beschloss ich kurzfristig den Hochgolling zu besteigen. Meine letzte Tour in den Schladminger Tauern war schon fast 20 Jahre her und ich konnte mich noch gut an das im Vergleich zu den Kalkalpen so ganz andere Farbenspiel erinnern. Nach dem Mittagessen fuhr ich gegen 15 Uhr von Amstetten ab und erreichte nach Entrichtung der Maut- und Parkgebühr gegen 17 Uhr 30 den Parkplatz auf der Unteren Gfölleralm. Dieser Ausgangspunkt ist verkehrstechnisch auch gut öffentlich erreichbar – allerdings hätte ich dafür zwei Stunden früher wegfahren müssen. Als ich eine Nachricht nach Hause schicken wollte, dass ich angekommen war, musste ich feststellen, dass es hier keinen Handyempfang gab. Vielleicht gäbe es ja auf der Hütte einen. Ich marschierte flott die Forststraße taleinwärts dem markanten Greifenberg entgegen. Vor der Unteren Steinwenderalm wurde es ein bisschen steiler. Kühe grasten friedlich ein Bankerl untere einem ausladenden Baum würde zum Verweilen einladen. Ich musste allerdings rechtzeitig die Hütte erreichen, um noch ein Abendessen zu bekommen. Ich nahm den Abschneider in der Kehre und überholte dabei zwei Wanderer. Die Überreste eines gewaltigen Felssturzes von der Flanke des Greifenbergs zog meine Blicke auf sich. Bald schon hatte ich die Untere Stegeralm erreicht, und die Gollinghütte oberhalb eines Wasserfalles, der eine Steilstufe des Tales herunterrauschte, rückte ins Blickfeld – dahinter die dunkle Felsmasse des Hochgolling. Von der Talstation der Materialseilbahn führte mich ein felsiger Steig entlang des Wasserfalls zur Terrasse der Hütte, die sich um 19 Uhr schon im tiefen Schatten der umliegenden 2600er befand. Die Gaststube war randvoll und das Abendessen in vollem Gang. Ich deponierte meine Sachen im Lager und setzte mich bei einem Tisch mit vier Hessen dazu. Wie die meisten anderen auf der Hütte, führten sie eine mehrtägige Durchquerung der Schladminger Tauern durch. Ohne Handyempfang mussten sich die Leute miteinander beschäftigen und so vertrieben wir uns die Zeit bis zur Hüttenruhe bei Bier und Kartenspiel. Das Scharchkonzert im Lager war kaum hörbar, da das Brausen des Wasserfalls vor der Tür jegliches Geräusch überdeckte; so schlief ich erstaunlich gut.
2. Tag: Um 5 Uhr 45 stand ich auf, um dem Gedränge am Frühstücksbuffet vorauszukommen. Es dämmerte schon deutlich, als ich um 6 Uhr 30 dem Bach entlang Richtung Gollingwinkel losmarschierte. Während sich die Pony-Herde weniger über meine Anwesenheit als ich mich über ihre wunderte, tauchte die Sonne den mit Schneeflecken übersäten Pyramidenstumpf des Hochgolling bereits in mattes Rosa. Nach Durchquerung der grasigen Ebene begann der steile Aufstieg durch das Schuttkar zur Gollingscharte. Bald schon musste ich mich meines Pullovers entledigen. Der Kontrast zwischen dem schattigen Kar und den grellgelb erleuchteten Gipfeln war gewaltig. Um 8 Uhr erreichte ich die Scharte und konnte auf die Westseite in Richtung Landawirseehütte hinüberlugen. Ein schnellerer Bergsteiger machte sich bereits auf den Weg zum Gipfel. Ein zweiter kam wenig später und überholte mich nach der ausgesetzten Querung in die Westflanke. Das Murtal war mit wattegleichen Wolken gefüllt. Als ich die Serpentinen hinaufstieg, vergrößerte sich allmählich des Panorama zu den hohen Tauerngipfeln und dem Dachstein. Plötzlich begann mein Handy zu piepsen – es gab hier also Empfang und ich konnte die verzweifelten, konnektivitätsverwöhnten Nachrichten beantworten. Vor einer felsigen Steilstufe hatte einer der Bergsteiger seine Stöcke zurückgelassen. Ich packte meine auf den Rucksack, da ich sie im Abstieg sicher brauchen würde. Zwei von weitem sichtbare weiße Schilder kündigten die Weggabelung an. Wie geplant nahm ich den Weg über den Grat. Die ausgewaschenen Markierungen waren kaum sichtbar und so hielt ich mich öfters an die Steigspuren. Die beiden anderen Bergsteiger waren schon längst aus meinem Blickfeld verschwunden. Nach einer ersten Kraxelei erreichte ich den anfangs breiten Gratrücken. Dieser verengte sich bald und ich stand for einem Felsblock, der den Weg versperrte – links und rechts gähnte der Abgrund. Die Markierung suggerierte, dass ich drüberklettern musste. Das stimmte und ich wiederholte den Vorgang für die nächsten weniger spektakulären Hindernisse. Plötzlich versperrte aber ein unüberwindbarer Gendarm den Weg. Der abgegriffene Fels schien anzudeuten, dass ich ein wenig in die Westflanke abklettern musste. Steigspuren führten mich weiter, doch ich sah keine Markierungen mehr. Ich war also wahrscheinlich zu tief abgestiegen. Über Bänder gelangte ich zurück auf den Grat, wo mir Markierungen den Weg in eine Steilstufe wiesen. Die Griffe waren gut und die beeindruckende Stelle schnell überwunden. Die nächste Steilstufe war wesentlich unangenehmer, da dort nur schmale Fingerleisten Halt boten. Danach ging es steil, aber in gutgriffigem Gelände weiter und wenig später war schon das Gipfelkreuz zu sehen. Um 9 Uhr 45 stand ich auf dem Gipfel. Das Panorama war gigantisch, die Fernsicht unglaublich klar von den östlichsten Gipfeln der Karawanken über die Karnischen Alpen zur Glocknergruppe und vom Hochkönig über das Tote Gebirge ins Gesäuse. Es ist beeindruckend, wie der Gipfel nach allen drei Seiten fast 1200m abfällt. Nachdem das Jausenbankerl freigegeben worden war, setzte ich mich nieder. Nach fast einer Stunde in der Gipfelsonne musste ich dann aber wohl den Anstieg angehen; auch der Wind begann schön langsam aufzufrischen. Als ich in den Normalweg einsteigen wollte, plagte sich gerade eine Vierergruppe herauf, die ich zuerst vorbeilassen musste. Nach dem ersten Steilstück quert der Normalweg mit leichteren Kletterstellen durch die Westflanke. Nur eine größere Felsstufe ist mit Klammern vereinfacht. Um 11 Uhr 30 war ich wieder auf der Scharte. Nun folgte der mühsame Abstieg in den Gollingwinkel, der mir im Abstieg noch länger vorkam als im Aufstieg. Es waren viele Wanderer unterwegs und so musste man besonders aufpassen, keine Steine loszutreten. Ein Murmeltier konnte ich nur aus den Augenwinkeln sehen, als es pfeifend hinter einer Geländekante verschwand. Ich erreichte die Hütte gegen 12 Uhr 45 und trank einen Kaffee vor dem weiteren Abstieg. Kurz nach 13 Uhr ging ich weiter. Ein Wanderer, der seine lose Schuhsohle behelfsmäßig an den Rest des Schuhs geschnürt hatte, kämpfte sich die restlichen Meter zur rettenden Hütte. Ich machte Meter, aber die Strecke ist lang. Plötzlich begann es in meinem Bauch zu rumoren, und ich musste eiligst austreten. Der Zustand verbesserte sich ein wenig, aber am Parkplatz angekommen, steuerte ich zuerst wieder das WC an. Nachdem das erledigt war, fuhr ich gegen 15 Uhr letztendlich ab. Ich hatte keine weiteren Probleme, und was die Durchfallepisode verursachte, blieb ein Rätsel.