Peter Schrammel
wolkenlos
Karalm Parkplatz, 955m - Wandalm, 1380m - First, 1820m - Tagweide, 2128m - Hochkarfelderkopf, 2219m - Edelweißkogel, 2030m - Laufener Hütte, 1721m - Wandalm - Karalm Parkplatz
1549m
13km
6h (1 + 1 + 3/4 + 3/4 + 1/2 + 1/2 + 1 + 1/2)
B/I+, 0+: zur Wandalm 0; zum First teilweise rutschig 0; zur Tagweide einige Stellen mit Drahtseil und Klampfen A, I-; erste Scharte nach Tagweide ca. 15m B/I+; kurzer Grat I-; tiefe Scharte A-B, I-; Scharte vor Hauptgipfel einige Stufen 0+; Abstieg zur Laufener Hütte eine Stufe 0+; Abstieg zur Wandalm einige Stufen 0+
6: Querung zur Wandalm breiter Weg und Drahtseil 3-4; zum First Steilwiesen 2-3 nach oben hin mehr und mehr ausgesetzte Querungen 4; zur Tagweide Querungen 4 im unteren Teil, nach einer Schlucht 3, kurze Querung vor dem Gipfelrücken 5; erste Scharte nach Tagweide 4; kurzer Grat 4; tiefe Scharte: kurze Querung nach Ausstieg 6; Scharte vor Hauptgipfel: Schrofenhänge 4-5; Abstieg von der Laufener Hütte eine Querung oberhalb einer Doline 3-4; Gegenanstieg zur Wandalm breiter Weg und Drahtseil 2
Seit mehr als 20 Jahren war ich nicht mehr im Tennengebirge gewesen und diese klassische Rundtour hatte mich schon seit langem fasiziniert. Um 7 Uhr 15 startete ich vom Parkplatz in der letzten Kehre zur Karalm. Meine Eltern waren auch dabei und machten eine Spaziergang rund um Abtenau in der Zwischenzeit. Obwohl der Parkplatz zum Bersten voll war, war der Aufstieg sehr einsam und still. Im dichten Fichtenwald war es mucksmäuschenstill. Nach dem Holzplatz der Laufener Hütte führte mich der Weg in einer leicht ansteigenden, zum Teil ausgesetzten Querung zur Wandalm. Das ganze Kar war noch völlig im Schatten der schroffen Felswände. Nur eine Handvoll Kühe durchbrachen mit ihren Glocken die Stille. Diese hatten sich mitten auf dem Weg breitgemacht, sodass ich sie in einem Bogen unter misstrauischen Blicken umgehen musste. Plötzlich hörte ich Steine oberhalb von der Schallwand: Ein Gams hatte mich entdeckt und zog sich langsam in unzugängliches Gelände zurück. Der Weg führt dann direkt am Fuß der Schallwand oberhalb eines markanten Felsturms vorbei und dann auf erdigem, teilweise rutschig schiefrigem Gelände in Richtung First. Eine Wanderin kam mir im Abstieg entgegen. Im unteren Bereich des Kares konnte ich auch zwei Wanderer erkennen. Kurz nach 9 Uhr erreichte ich den First und damit die Sonnseite. Auf der sonnenüberfluteten Oberen Alm waren auch Kuhglocken zu hören. Nach einer kurzen Pause nahm ich die Schrofenflanke der Tagweide in Angriff. Der Steig ist üppig mit Drahtseilen und Klampfen ausgestattet. Auf dem erdigen Untergrund liegen aber viele lose Steinblöcke, die beim Draufsteigen abzurutschen drohen. Um 10 Uhr kam ich beim Gipfelkreuz der Tagweide an und genoss den traumhaften Rundumblick über das Tennengebirge und den Dachstein im Morgendunst. Der Untersberg und die Gamsfeld- und Osterhorngruppen begrenzten den Blick jenseites des Abtenauer Beckens. Zwei Bergläufer hechelten herauf zum Gipfelkreuz und machten auch eine kurze Verschaufpause. Der weitere Weg über den gebogenen, auf beiden Seiten von senkrechten Felswänden begrenzte Kamm zum Hochkarfelderkopf war größtenteils einsehbar. Breite, grüne Kuppen waren unterbrochen von schartenartigen Engstellen. Der Ausstieg aus der Scharte gleich nach der Tagweide ist die schwierigste Kletterstelle der Tour. Nach einer grünen Kuppe folgt eine Kraxelei über einen kurzen, etwas ausgesetzten Grat. Die beiden Bergläufer waren inzwischen schon auf dem nächsten Kopf, der durch eine tiefere Scharte getrennt wird. Nach einer kurzen Kletterstelle folgt dort eine sehr ausgesetzte, kurze Querung. Vorbei an einer schneegefüllten Doline erreichte ich bald den letzten Kopf vor dem Hauptgipfel. Um dort hinzugelangen, musste ich wieder in eine Scharte absteigen und dann über Schrofen vorbei an einer Vielfalt von Bergblumen aufsteigen. Kurz vor 11 Uhr erreichte ich das Gipfelkreuz mit Gipfelbuch-Tabernakel-Kombination. Ich machte eine ausgiebige Rast, um die überwältigende Fernsicht in mich aufzusaugen: südlich vom Dachstein erstreckte sich das Gipfelmeer der Tauern bis zu Großglockner und Wiesbachhorn, dann der mächtige Fritzer-Kogel und die Hochfläche des Tennengebirges. Der wilde Felsgrat der Riffl zog auch meine Blicke auf sich. Um 11 Uhr 45 setzte ich die Kammüberschreitung fort. Die weiteren zwei mit Erinnerungskreuzen bestückten Kuppen sind reine Rasengipfel. Eine Dreiergruppe kam mir entgegen. Ein weiteres Kreuz steht auf dem Edelweißkogel, den ich sogleich auch noch erstieg. Von dort sieht man die mächtigen Felswände der Riffl und das weitere Panorama von Gosaukamm bis Großglockner. Um 12 Uhr 25 begann ich den Abstieg zur Laufener Hütte. Plötzlich sah ich zwei Gämsen auf dem Hang gegenüber. Ich machte ein paar Fotos und bemerkte dann, dass es eigentlich 8 Gämsen waren. Als ich mich auf dem Steig annäherte, zogen sie langsam weiter über die nächste Kante. Um 13 Uhr erreichte ich die Laufener Hütte. Von dort hat man einen Blick in die gesamte westliche Wandflucht des Kammes von der Tagweide bis zum Hochkarfelderkopf. Zahlreiche Gäste genossen bei Bier, Kaffee und Kuchen den herrlichen Bergtag. Der Abstiegsweg ist einigermaßen mühsam: an einer Stelle muss in einen dolinenartigen Graben begeklettert werden und auf der anderen Seite wieder hinaus. Einige Wandergruppen, die wahrscheinlich auf der Hütte übernachten würden, begegneten mir. Nach einem schottrigen Steilstück unter der gewaltigen Westwand der Tagweide folgt ein kurzer Gegenanstieg zur Wandalm, wo sich der Kreis schloss. Dort suchten die Kühe nun Deckung unter dem Blätterwald der Feuchtwiese. Um 14 Uhr 30 war ich wieder beim Parkplatz.