Ennstaler Alpen
Österreich
2022

Gr. Maiereck


3. 10. 2022

Peter Schrammel

Wetter

leicht bewölkt

Bewertung 

****: Vernachlässigter Aussichtsberg erste Reihe fußfrei

Wegverlauf

Pölzau, 550m - Seisenalm, 1275m - Gr. Maiereck, 1764m - Sauboden, 1143m - Sonntagskogel, 1048m - Teufelskirche, 927m - Pölzau

Höhenmeter

1470m

Weglänge

20km

Zeitaufwand

6h (1 1/2 + 1 + 1 + 1 1/4 + 1/4 + 1)

Kondition 

F: Die Länge ist nicht zu unterschätzen.

Schwierigkeit 

0: tw. steil

Gefährlichkeit 

2: sehr steile Wiesen in Wegnähe im Auf- und Abstieg, steile Waldhänge in Wegnähe über den Sonntagskogel, Gipfelbereich! Bereich um die Teufelskirche und den Aussichtspunkt!

Besucheraufkommen 

a: keine Menschenseele

Bemerkungen

Der Abstieg von der Forststraße unterhalb der Teufelskirche zum Forsthaus ist landschaftlich sehr lohnend, erfordert aber alpines Gespür in der Wegfindung und Gefahrenvermeidung.

Bericht

Am Montag begann es wieder aufzuklaren. Der Dienstag sollte ein passabler Tag werden. Die Nordseiten schauten von der Ferne oberhalb von 2000m noch recht weißlich aus. Daher entschloss ich mich für einen niedrigeren Berg. Kurz nach 6 Uhr fuhr ich in Richtung St. Gallen. Der Frühverkehr auf der B121 war beträchtlich. Der Himmel war stark bewölkt - nicht ganz, was ich erwartet hatte. Ich versuchte das Auto in Pölzau abzustellen. Im Siedlungsgebiet war aber kein Abstellplatz zu finden. So parkte ich gegenüber am Waldrand entlang der Bodenstraße. Dort würde ich beim Abstieg auch zurückkommen. Gegen 7 Uhr 30 marschierte ich los. Ein Wolkenloch gab den Blick zu den Westwänden der Buchsteine frei. Vorbei an einem riesigen Rückhaltebecken windet sich die Forststraße in den Graben hinauf. Es war feucht und im Wald gespenstisch still. Unter der eindrucksvollen Nordwand der Kreuzmauer verschmälert sich die Forststraße zu einem ausgewaschenen Fahrweg, der im Hochwald den Berghang entlang hinaufzieht. Nicht unweit des Weges entspringt in einer gewaltigen Quelle ein Zufluss des Schleierbachs. Danach öffnete sich der Blick auf einen Weiher und den dahinter aufragenden Gipfel des Gr. Leckerkogels. Nördlich des Weihers führte mich ein von Kuhfladen übersähter Weg zur Seisenalm. Der Himmel schaute ein bisschen freundlicher aus. Es hingen aber noch dichte Wolken an der Hauptkette der Haller Mauern. Um zum Einstieg des Steigs über den Südrücken zu gelangen, musste ich an der Almhütte vorbei bis zu einem Wegweiser marschieren. Von dort querte der Weg dann zurück in den Wald. Die Waldgrenze war bald überwunden und Blicke in das mächtige, grasige Kälberleiten-Kar wurden frei. Ich konnte mir gut vorstellen, dass dieses ein lohnendes, wenn auch heikles Schitourenziel wäre. Das Gipfelkreuz war gerade noch in den Wolken, die sich aber zusehends hoben und nach Osten abdrifteten. Um 10 Uhr 15 erreichte ich den Gipfel. Die Aussicht war von herumziehenden Wolken geprägt, die die Gipfel immer wieder verhüllten und Minuten später wieder freigaben. Der Blick zum Admonter Haus und dem Hexenturm und in die Nordabstürze des Maierecks war besonders beeindruckend. In der Ferne war auch kurz neben der Reichensteingruppe der Gr. Bösenstein zu sehen. Nachdem ich gejausnet hatte und es nicht zu erwarten war, dass sich die Fernsicht signifkant verbessern würde, begann ich nach 11 Uhr mit dem Abstieg über den Nordwestrücken Richtung Kl. Maiereck. Dieser Weg wird offensichtlich deutlich weniger frequentiert. Die Markierungen waren zwar gut, an manchen Stellen waren aber nur Steigspuren erkennbar. Die Feuchtigkeit hatte eine Vielzahl von Fliegenpilzen zum Sprießen gebracht. Das Kl. Maiereck wird links liegen gelassen, wenn man in das steile Kar hinuntersticht. Wo die Sonne hingekommen war, war der Weg schön trocken. Dann waren aber immer wieder schattige Stellen, die unvermutet äußerst rutschig waren. Eine gewaltige Ansammlung an Kuhfladen kündigte die nahe Alm am Sauboden an. Der weitere Plan war über die Teufelskirche abzusteigen, um mir möglichst viel von der Asphaltstraße zurück zum Ausgangspunkt zu ersparen. Dazu war es notwendig einige nicht-markierte Wege zu verwenden. Einerseits wollte ich nicht zu tief in den Spitzenbachgraben absteigen, nur um dann wieder aufsteigen zu müssen. Andererseits wollte ich aber über den Sonntagskogel zur Teufelskirche gehen. Daher wählte ich die Forststraße, die den ganzen Nordhang leicht auf- und absteigend quert. Hier war der herbstlich verfärbte Mischwald besonders schön. Nach einem kurzen Abstieg entlang des Eitelgrabens traf ich wieder auf die markierte Route zur Teufelskirche, die ich bei der nächsten Kehre aber wieder verließ, um auf den Sattel östlich der Sonntagskogelhütte zu gelangen. Von dort führte mich ein schöner Steig den Rücken entlang über den Kogel. Der zweite Gipfel wird westlich umgangen und man erreicht den markierten Weg direkt bei der Teufelskirche, wo ich gegen 13 Uhr 30 eintraf. Der durchlöcherte, hohle Felsturm der Teufelskirche ist schwer mit Worten zu beschreiben - man muss ihn selbst gesehen haben. Nach einer Besichtigungstour marschierte ich weiter zu einem Aussichtspunkt, von wo man hinunter nach St. Gallen sieht. Danach folgte ich dem markierten Weg bis zu einer Forststraße. Da ich möglichst direkt in die Buchau hinunter wollte, bog in der ersten Kehre nach rechts ab und folgte der Forststraße, die in einem Bogen in den Graben unterhalb der Teufelskirche hineinführt. Am flachen Grund des Grabens sollte ein Steig beginnen, der dann als Fahrweg entlang eines Baches hinunter zum Forsthaus führt. Der Beginn des Steiges war wegen starken Unterwuchs natürlich nicht zu erkennen, aber irgendwo musste es hinuntergehen. Nach zweihundert Metern sah ich eine rotweißrote Markierungsstange und später einen alten Leitpfosten. Hier musste also der Fahrweg gewesen sein. Mit viel Phantasie konnte man von Zeit zu Zeit eine flachen Hohlweg erkennen, der aber stark verwachsen war. Ein wunderschönes Bächlein mäanderte durch den flachen Hochwald. Nachdem ich dieses bei einer Verrohrung überqueren konnte, wurde der Fahrweg deutlicher, auch wenn armdicke Bäume bereits aus ihm herauswuchsen. Nach einem 5m hohen Wasserfall verengte sich der Graben. Nun war nur mehr Platz für den Bach und den Fahrweg, die sich gegenseitig mehrfach in verspielten Kaskaden überquerten. Hier ist außer Jägern wahrscheinlich schon jahrelang niemand mehr gegangen. Gegen 14 Uhr 30 erreichte ich die Bundesstraße. Der Marsch auf dem Bodenweg wurde noch ganz schön heiß, da sich die Wolken jetzt vollständig verzogen hatten. Der milchig weiße Billbach verschaffte mir Abkühlung. Unweit des Autos lud ein Holzlastwagen Baumstämme ab. Gott sei Dank hatte ich das Auto so platziert, dass er problemlos vorbeimanövrieren konnte. Die Heimfahrt wurde wegen des dichten Verkehrs noch etwas mühsam.



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