Ennstaler Alpen
Österreich
2022

Holzerkar


14. 1. 2022

Georg Schreil, Peter Schrammel

Wetter

wolkenlos

Bewertung 

****: Zünftige Spitzkehrenorgie in ein von wilden Felswänden umgebenes Hochtal

Wegverlauf

Goslitz, 880m - Holzeralm, 1115m - Holzerkar, 1890m - Holzeralm - Goslitz

Höhenmeter

1020m

Weglänge

12km

Zeitaufwand

3 3/4h (1 + 2 + 1/2 + 1/4)

Kondition 

E

Schwierigkeit 

II: 300 Höhenmeter 35-37° um die Steilstufe oberhalb der Holzeralm zu überwinden; letzte 150 Höhenmeter 37-40° bis unter die Felswand

Gefährlichkeit 

2: Hauptgefahren sind Steinblöcke knapp unter der Schneeoberfläche bei der Abfahrt im Kar; Steilgelände im letzten Anstieg wäre 3-4 falls man weiter südlich aufsteigt oder abfährt; Aufstieg zum Grat wäre 4-5 und benötigt Steigeisen für eine 2m hohe vereiste Kletterstelle; bei der Abfahrt ins Kar auf 1500m oberhalb des Steilabbruchs zur Holzeralm rechtzeitiges Queren nach links erforderlich, ansonsten kommt man in heikles Gelände oberhalb einer 100m hohen Felswand!

Besucheraufkommen 

b: insgesamt 6 Schitourengeher an diesem Tag; zahlreiche Schneeschuhwanderer Richtung Gowilalm

Bemerkungen

LW1 unterhalb von 2000m, LW2 darüber

Bericht

Georg hatte an diesem Samstag Zeit. Es war Kaiserwetter angesagt. Allerdings hatte es seit 10 Tagen nicht mehr geschneit und wir wollten auch nicht zu weit fahren. So schlug ich vor, das Holzerkar zwischen den Pyhrgasen zu versuchen. Gegen 7 Uhr 30 trafen wir uns in Ansfelden fuhren nach Windischgarsten. Dabei übersahen wir die Ausfahrt und machten einen Umweg über Spital am Pyhrn. Von dort führte uns Google Maps in die Irre und mussten zweimal auf engen Straßen mit Schneefahrbahn umdrehen, bis wir schließlich den Parkplatz bei Goslitz erreichten. Der Parkplatz war völlig leer. Während wir uns bereit machten, kamen allerdings schon zwei weitere Autos. Um 8 Uhr 40 ging es los und wir stapften in einer von Wanderern zertrampelten Spur den Fahrweg in das flache Tal hinein. An einer Stelle sahen wir bis hinauf zum Talschluss des Holzerkars. Die geschlossene Schneedecke in Windischgarsten war vielversprechend, allerdings war hier auch nicht mehr Schnee und er wurde auch nicht mehr, als wir auf dem Wanderweg Richtung Holzeralm aufstiegen. Der grobe Schotter war gerade halt bedeckt und die Felle hatten ständig Steinkontakt im Wald. Für die Abfahrt würden wir wohl die Forststraße nehmen. Der winterliche Almboden der Holzeralm war sehr schön und die wilden Felswände des großen Pyhrgas trugen das Ihre zur mächtigen Kulisse bei. Der Steilaufschwung in den oberen Teil des Kars schaute aber von hier schon ziemlich steinig aus. Wir ließen uns nicht entmutigen und hielten nach möglichen Abfahrtsvarianten Ausschau. Wir folgten der Spur, die unter der Felswand den steilen Hang in endlosen Spitzkehren hinaufführte. Weit oben konnten wir einen einzelnen Schitourengeher erkennen, der anscheinend die ganze Spurarbeit alleine leistete. Das bisschen Triebschnee hatte sich schon gesetzt. Bei den Spitzkehren kam aber schon das darunterliegende Geröll zum Vorschein. Drei schnelle Schitourengeher kamen uns nach und diskutierten lautstark über den Schneemangel und die für ihren Geschmack zu steile Aufstiegsspur. Sie begannen dann damit, ihre eigene Spur anzulegen, was sie ziemlich einbremste und wir ihnen dadurch wieder davonzogen. In den Latschen weiter oben blieb Georg plötzlich stehen. Ein Gams war keine 30m von uns entfernt und beobachtete uns. Ich nahm den Fotoapparat heraus und fotografierte den Poser. Er ließ sich dadurch nicht beeindrucken und genoss die Aussicht in aller Ruhe. Nach einem kleinen Sattel gelangten wir in den oberen Teil des Kars. Der einzelne Schitourengeher vor uns war mittlerweile im letzten steilen Hang in Richtung Scharte unterwegs. Nach einer kurzen Schnittenpause ging es flott weiter und bald folgten wir der Spur, die er in den nach oben hin 40° steilen Hang mit 30cm gesetzten Triebschnee auf harter Unterlage gelegt hatte. Er versuchte sich in Richtung Scharte zu kämpfen, gab dieses Vorhaben aber bald auf - ohne Steigeisen war das heute nicht möglich. Wir verlängerten seine Spur bis unter die Felswand und machten dort unsere Gipfelpause mit Jause. Das ganze Kar wir völlig im Schatten und würde es wahrscheinlich auch den ganzen Tag bleiben. Die Dreiergruppe hatte inzwischen angefangen eine neue Spur in den steilen Hang zu legen. Als wir abfahrtsbereit waren, erreichten sie uns schließlich. Es war gegen 12 Uhr 30, als wir unsere Spuren in die weiten Hänge legten. Einige Felsblöcke lagen verdächtig nahe unter der Schneeoberfläche, was einiger Vorsicht bedurfte. Vom kleinen Sattel entschieden wir uns über das weite nördlichere Kar abzufahren. Hier waren schon einige alte Spuren und die Schneeauflage auf dem alten Harschdeckel war schon etwas dünn. Wir querten dann zurück zur Aufstiegsspur, um möglichst weit westlich abzufahren, wo wir mehr Schnee als entlang der Aufstiegsspur vermuteten. Wir hatten ein paar kleinere Steinkontakte, aber im Großen und Ganzen hatten wir fast 700 Höhenmeter tolle Abfahrt. Nun nahmen wir die Forststraße, während einige Schneeschuhwanderer Richtung Gowilalm stapften. Von der letzten Kehre fuhren wir dann direkt über die Wiese hinunter. Dort war allerdings plötzlich Bruchharsch, da dort schon die Sonne hingekommen war. Um 13 Uhr 30 waren wir wieder beim Auto und machten uns auf den Heimweg. Um 15 Uhr 15 war ich wieder in Amstetten.



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