Dachsteingebirge
Österreich
2021

Grimming


2. 10. 2021

Peter Schrammel

Wetter

wolkenlos

Bewertung 

******: Lange, sehr anspruchsvolle Tour auf den vermeintlichen Mons Styriae Altissimus

Wegverlauf

Schloss Trautenfels, 645m - Grimminghütte, 966m - Abzweigung Schneegrube, 1440m - Grimming, 2351m - Multereck, 2176m - Abzweigung Schneegrube - Grimminghütte - Schloss Trautenfels

Höhenmeter

1799m

Weglänge

15km

Zeitaufwand

6 2/3h (5/6 + 1 + 2 + 2/3 + 1 + 2/3 + 1/2)

Kondition 

H

Schwierigkeit 

II+, B: zur Grimminghütte 0; zur Abzweigung Schneegrube eine 20m Felsstufe auf 1180m B, I-; zur Schneegrube einige kleine Felsstufen I-, eine 1m Stufe I+, großes Blockfeld 0+; Rampe auf den Südostgrat sehr steil und schottrig 0+, eine Stufe I; Im unteren Teil des Grates zumeist Gehgelände auf Bändersystemen westlich der Gratschneide, immer wieder kleine Felsstufen bis I-; auf 2100m über eine Schlucht zurück zum Grat I; nach Gehgelände wieder I bis unter einen markanten Gratkopf; dort gegenüber durch eine Schlucht (von Block versperrt - wer klein ist kann unten durch), oben drüber II-; dann 2-3m senkrechte Stufe auf ein Band II+; von dort über eine geneigte Platte hinunter, den Gratkopf östlich umgehend - ein guter Griff in der Wand I; von der Scharte in schöner Kletterei auf den nächsten Gratkopf durchwegs I bis I+; diesen überklettern, im Abstieg eine 1m hohe Stufe von fast griffloser, waagrechter Platte hinunter I+; gegenüber 2-3m senkrechte Stufe II+, eine weitere Stufe I+; über Bändersystem zum Gipfel durchwegs I- bis I; Abstieg zum Multereck: Engstelle am Grat auf 2260m A, I-, dann geneigte, gerillte Platte A, 0+; felsiger Abstieg auf den Sattel auf 2170m häufig 0+; weiterer Abstieg vom Multereck häufig kleine Stufen 0+ bis I- bis in den Grund das Kares "Kasten", eine gesicherte Querung A/0; dann zwei höhere Stufen A-B und zuletzt über glatte, gestufte Felsabsätze ca. 80m hinunter in das Schneegrubenkar B, I-

Gefährlichkeit 

5-6: zur Grimminghütte 0; zur Abzweigung Schneegrube Felsstufe 4; zur Schneegrube 3; Rampe auf den Südostgrat 4, Steinschlaggefahr! Im unteren Teil des Grates Wiesenquerungen oberhalb von Abstürzen 5-6, sonst zumeist 3; Umgehung des ersten Gratkopfes 4-5; Überschreitung des zweiten Gratkopfes 5-6; weiter bis zum Gipfel durchwegs 4-5; zum Multereck: Engstelle 4, ansonsten 3; Abstieg in den Kasten: ein Querung 4, ansonsten 3; Steinschlaggefahr nach der Querung! Felsabsätze 4-5

Besucheraufkommen 

d: einiges los auf allen Zustiegswegen

Bemerkungen

Helm empfohlen

Bericht

Ein weiterer Tag mit Kaiserwetter war angesagt. Da ich schon den Gr. Priel zur Vorbereitung in den Beinen hatte, konnte ich eine weitere Monstertour angehen: den berüchtigten Mons Styriae Altissimus. Da die B121 gesperrt war, fuhr ich über die Pyhrnautobahn nach Trautenfels, wo ich beim Schloss parkte. Kurz nach 6 Uhr 30 ging es los. Der Nebel lag noch tief im Tal. Das schwach durchdringende Licht ließ die grasenden Kühe auf den Weiden gespenstisch erscheinen. Zwei schnelle Bergsteiger überholten mich im Wald. Von der Almwiese vor der Forststraße wurde der Blick auf die in orangenem Licht erstrahlenden Gipfel der Niederen Tauern frei. Von der Froststraße sah ich die Felsen des Grimming-Südgrats in hellem Gelb. Um 7 Uhr 30 war ich bei der Hütte, als sich jene, die auf der Hütte übernachtet hatten gerade auf den Weg machten. Ich machte eine kurze Trinkpause und genoss die Aussicht ins Ennstal und in die Niederen Tauern. Nebelschwaden stiegen in die Südkare des Grimming auf. Von der Hütte führt der breite Weg zunächst ein bisschen hinunter in ein flaches Tal, bevor der Steig im lichten Laubwald zur ersten Felsbarriere aufsteigt. Dort schloss ich auf eine Vierergruppe auf. Der schwarze Humus füllte das Schuhprofil auf, was sich dann bei der nächsten Karrenplatte immer wieder bemerkbar machte. Bald schon hatten wir die Weggabelung erreicht. Die vier waren sich nicht sicher, ob sie den Südostgrat gehen sollten. Ich konnte da auch nicht weiterhelfen, da ich ihn auch noch nicht kannte. Ich ging zügig weiter, um freie Sicht auf den Grat vom Schneeloch aus zu bekommen. Dort wollte ich eine kurze Jausenpause einlegen, um mich für die zweite Hälfte des Aufstieges zu stärken - diese Strategie hat auch beim Priel schon geholfen, dass mir am Ende die Kraft nicht ausging. Zuvor musste ich aber noch ein paar gar nicht so einfache Kletterstellen in den Latschengassen überwinden. Ich ließ eine Dreigruppe passieren. Von meinem Jausenplatz hatte ich eine herrliche Aussicht über das gesamte Schneeloch-Kar und in das Ennstal, das nach Osten hin noch mit Nebelwatte gefüllt war. Das Kar ist von beeindruckenden Steilwänden umringt. Der weitere Weg führte zunächst über ein riesiges Blockfeld. Die Markierungen, die es erst seit wenigen Jahren gab, lagen weit auseinander, aber die sich schön langsam abzeichnenden Trittspuren, machten es nicht allzu schwer, sich einen Weg durch das Chaos zu bahnen. Die Querung des Schotterabhanges oberhalb des eigentlichen Schneelochs war da um einiges unangenehmer. In steilen, rutschigen Schotterserpentinen erreichte ich letztendlich die Felswand, die das Schneeloch nach oben begrenzt. Von dort aus führt der Weg über eine 45 Grad steile Rampe hinauf auf den Grat. Es gibt Steigspuren in der Ecke der Rampe, Höchste Vorsicht war geboten, um keine losen Steine abzutreten. Man könnte auch auf den Karren der Rampe klettern, was aber nicht einfach ist. Erst im oberen Drittel, muss man dann auf den Felsplatten klettern. Die Rampe ist wesentlich länger, als sie von unten erscheint. Immerhin überwindet man gut 150 Höhenmeter. Die letzten 400 Höhenmeter zum Gipfel folgen dann dem Südostgrat. Zu Beginn steigt man über Rasenbänder auf der Westseite der Gratschneide auf. Dies ist teilweise ganz schön ausgesetzt. Über kleine Felsstufen und Schluchten kommt man dann wieder auf die Gratschneide. Ich überholte eine andere Dreiergruppe, bevor es im oberen Teil immer felsiger wird. Der erste markante Gratkopf wird auf der Ostseite umgangen. Der zweite Gratkopf wird auf herrlichem Fels überklettert. Zuletzt muss man noch über ein paar Bänder mit anspruchsvollen Kletterstellen, aber nicht allzu ausgesetzt hinauf zum Gipfelkreuz. Dort waren kurz vor 11 Uhr schon viele Bergsteiger. Die meisten schienen von Kulm aufgestiegen zu sein. Es war windstill und für die Jahreszeit und Höhe angenehm warm. Das Panorma ist beeindruckend, wenngleich die Sicht nicht so gut war wie die Woche zu vor am Priel. Einige Gipfel der Hohen Tauern waren durch Wolken verdeckt. Dachstein und Schartenspitz waren zum Greifen nahe im Westen. Der Norden wird vom gesamten Toten Gebirge bis zum Warscheneck dominiert. Die Biwakschachtel im Norden des Grimmingplateaus ist auch vom Gipfel zu erkennen. Im Osten sind die Gesäusebergen zu bewundern. Der Nebel im Ennstal hatte sich schon beinahe vollständig aufgelöst. Im Süden sieht man die gesamte Kette der Niederen Tauern aus der Nähe. Nach der zweiten Jause brach ich um 12 Uhr wieder auf. Um zum Multereck zu gelangen, musste ich zuerst das gesamte Grimmingplateaus nach Osten überqueren. Dafür sind auch kurze Gegenanstiege erforderlich. Nach einer kurzen Eingstelle und steilen, felsigen und schottrigen Serpentinen erreichte ich das untere Plateau, das nach Südosten vom Multereck begrenzt wird. Nach und nach bekam ich auch den ganzen Südostgrat zu Gesicht. Am Südhang des Multerecks bereiteten sich zwei Paragleiter auf den Start vor, den ich aus direkter Nähe beobachten konnte. Der weitere Abstieg erfolgt zuerst in das enge Kasten-Kar, mit seinen beeindrucknden senkrechten Wänden. Das Kar wird nach unten von einer gestuften Felswand begrenzt, die über mehrere Drahtseilpassagen mit Trittstiften überwunden wird. Die folgenden Schotterpassagen waren steil genug, um sie hinunterrutschen zu können. Mehrere Bergläufer überholten mich auf dem weiteren Weg zur Hütte. Dort traf ich wieder auf die Gruppen, die mir im Laufe des Tages immer wieder begegnet waren. Da ich noch heimfahren musste, konnte ich nicht wie die anderen das Bierlager des Hüttenwirts leeren, sondern stärkte mich mit Himbeersaft und Kaffee für den letzten Abschnitt. Ich machte den kurzen Abstecher über die evangelische Kirchenruine, von der man noch einmal einen schönen Blick auf den Grimming hat. Vorbei an freilaufenden Schweinen, erreichte ich um 15 Uhr 30 den Parkplatz. Die Heimfahrt dauerte dann wegen einer Autobahnsperre bei St. Pankraz fast 2 Stunden.



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