Totes Gebirge
Österreich
2020

Gwöhnlistein und Hechlstein


4. 10. 2020

Peter Schrammel

Wetter

sonnig, von Süden am Nachmittag Föhnwolken

Bewertung 

****: Anspruchsvolle Gratüberschreitung mit tollen Ausblicken von Gesäuse bis Dachstein

Wegverlauf

Zlem/Hof Geweßler, 1094m - Gwöhnlistein, 1645m - Struwin, 1512m - Hechlstein, 1814m - Zlem

Höhenmeter

1065m

Weglänge

10km

Zeitaufwand

4 1/2h (1 + 1/4 + 1 1/4 + 2)

Kondition 

E: Auf und Ab am Grat

Schwierigkeit 

I, B-C: Gwöhnlistein-Südanstieg: steil, ein paar Schrofen vor dem Gipfel 0; Abstieg in die Struwin 0; Hechlstein-Westgrat: 5m Kletterstelle I vor dem markanten Felsturm, dann eine Querung und ein kurzer Kamin I-/A-B, steile Latschengassen auf den Vorgipfel häufig 0+ bis I-, eine Stelle A-B, Abstieg in die markante Scharte I- und A, danach Steilaufschwung A-B/I, kurzer bröseliger Abstieg in eine kleine Scharte 0+, 20m hohe Gipfelwand zuerst B-C/III+ dann B/II+; Ostgrat: 0

Gefährlichkeit 

6: Gwöhnlistein-Südanstieg: durchwegs 3, eine verdeckte Querung bei einem Aussichtsbankerl 4-5, Gipfelbereich!; Abstieg in die Struwin: 2, Steilabsturz-Nähe! Hechlstein-Westgrat: Querung nach Felsturm 5, Aufstieg am Rande der Nordabfälle 5, Querung in markanter Scharte 5, danach viele Stellen durchwegs 5, insbesondere Vorsicht bei einer erdigen Querung und dem Abstieg in die kleine Scharte vor der Gipfelwand, Gipfelwand 6; Gipfelbereiche! Ostgrat: kurze, grasige Querungen in Gipfelnähe 4-5, danach 2, Steilabsturz-Nähe!

Besucheraufkommen 

c: Die meisten kommen über den Ostanstieg; sonst sehr ruhig.

Bemerkungen

Klettersteigset kann verwendet werden. Allerdings sind die Hakenabstände oft groß und es gibt viele ausgesetzte Stellen, wo kein Seil ist.

Bericht

Ich konnte nach Österreich einreisen, ohne in Quarantäne zu müssen. Nach Schneefall bis in die Täler in der vergangenen Woche war das Wetter relativ wechselhaft. An diesem Sonntag war aber Sonnenschein angesagt. Die Südseiten waren schneefrei bis auf über 2000m. Ich war nach 6 Uhr weggefahren. Nach St. Gallen war allerdings der Buchauer Sattel gesperrt, so musste ich über den Erbsattel hinunter nach Großreifling und von dort über Hieflau nach Admont. Die Enns hatte ganz schön viel Wasser, das sich durchs Gesäuse wälzte. Die Sonne kam über die Berge und tauchte die Gipfel nach und nach in glühendes Gelb. In Tauplitz fuhr ich von der Bundesstraße ab und weiter Richtung Wörschachwald. Allerdings bog ich falsch ab und gelangte auf einem schmalen Güterweg hinauf nach Zlem, wo die Straße unerwartet endete. Die Leute schauten mich verdutzt an. Ich fragte wie es hier weiterginge. Ich könnte entweder von Zlem weg oder hinüber zu einem anderem Hof und von dort weggehen. Ich entschied mich für letzteres. Nach 8:50 hatte ich das Auto in einer Kehre unterhalb des Geweßler Hofes geparkt und marschierte in Richtung Gwöhnlistein. Die Kühe auf der Weide beobachteten mich interessiert. Zuerst ging es auf einer Forststraße in Kehren hinauf. Dann folgte ich dem Wegweiser zum Gwöhnlistein-Südanstieg. Die Markierung war etwas spärlich. So hatte ich den letzten Forststraßenserpentinenabschneider übersehen, fand aber dann doch den Einstieg. Der Steig führte entlang eines Schuttfeldes in steilen, engen Serpentinen hinauf. Man darf sich dabei nicht von den vielen Steigspuren ablenken lassen. Zuletzt folgte eine Querung nach Norden oberhalb eines Felsabbruchs an einem Bankerl vorbei. Von dort hatte ich eine tolle Aussicht zu Grimming und Dachstein, die angezuckert waren. Der weitere Weg führte in steiler werdenden, einfach Schrofen hinauf zum Gipfelkreuz. Der Dachstein hatte inzwischen einen kleinen Hut. Um 10 Uhr stieg ich entlang der Nordabfälle zur Weggabelung "Struwin" ab und von dort weiter auf dem Westgrat zum Hechlstein. Der Weg war nicht immer offensichtlich zu Beginn. Plötzlich erreichte ich eine 5m hohe Felsstufe, die es zu überklettern galt. Die Markerung ist hier gut. Danach folgte ein spektakulärer 10m hoher schiefer Felsturm. Man muss zwischen Turm and Felswnd durch und ein bisschen abklettern, um eine ausgesetze Schrofenwiese zu queren. Ein Drahtseil gab hier zusätzliche Sicherheit. Durch einen kurzen Kamin mit einer wenig vertrauenserweckenden Verlängerung des Drahtseils durch ein Kunststoffseil überwindet man die Felsbarriere. Nun ging es einfacher durch den Wald in Richtung Grat, teilweise entlang der Nordabbrüche, teilweise steil auf allen Vieren zwischen den Latschen hinauf. Eine kurze Drahtseilstelle mit Spreizschritt, allerdings nicht ausgesetzt, sorgte für Abwechslung. Vom Grat hatte ich dann spektakuläre Tiefblicke in das Gnanitztal. Auch das Gipfelkreuz auf dem Vorgipfel wurde nun sichtbar. Nach diesem war noch ein Gratkopf zu überklettern, bevor man die senkrechte Gipfelwand erreicht. Zuerst ging es aber in der Direttissima hinunter in eine Scharte. Ein Drahtseil half bei der Querung in die Scharte. Gegenüber ging es wieder mit Drahtseil steil hinauf und dann zwischen den Latschen weiter. Eine erdige Querung mit direktem Blick zum Gipfel verlangte meine volle Aufmerksamkeit. Zwei Leute konnte ich schon am Gipfel erkennen. Bröselig und ausgesetzt ging es hinunter in eine letzte Scharte, am Fuß der uneinnahmbar scheindenden Gipfelwand. Ein dickes Stahlseil führte in einer S-Kurve hinauf. Die schwierigste Stelle war zu Beginn durch einen breiten Riss. Ohne Drahtseil wäre diese Stelle um ein vielfaches schwieriger. Noch dazu befindet man sich direkt über den Südabstürzen. Nach einer Querung nach Westen in die Nordabstürze wird es dann etwas stufiger zum Gipfel. Fünf Leute sonnten um 11:30 schon dort und genossen das grandiose Panorama vom Hochschwab, die Gesäuseberge, die wie Zacken im Gegenlicht erschienen, die Niedere Tauern in Föhnwolken, die sich Richtung Norden wälzten, zum Grimming mit einigen Schneeflecken. Die Wolke über dem Dachstein hatte sich schon deutlich vergrößert. Das Hochplateau des Toten Gebirges im Norden, Hochmölbing und Hochtausing dominieren die nähere Umgebung. Der unmittelbare Tiefblick ins 900m tiefer liegende Gnanitztal ist beeindruckend. Während der Gipfeljause kamen mehr Wanderer von der Ostseite und auch zwei Gruppen näherten sich über den Westgrat. Nach 12:15 begann ich mit dem Abstieg, der anfangs zwischen Latschen steil bergab führte. Nach einer kurzen Wiesenquerung ging es dann auf breitem Rücken auf und ab. Es zog sich ziemlich in die Länge bis zur Abzweigung Richtung Wörschwalderhof. Von dort zog eine Querung weiter nach Osten, bevor ich hinunter zu einer kleinen Ebene mit einigen Dolinentrichtern gelangte. An einer Jagdhütte und einer Moorlacke vorbei folgte ich den Markierungen und Wegweisern Richtung Wörschachwalderhof, später bei einer Forststraßenkreuzung dann aber über Hof Hechl Richtung Tauplitz. Die Wolken wurden immer mehr; die Sonne ließ die Almwiesen aber noch in sattem Grün erstrahlen. Nach dem Hechl Hof ging es ein bisschen bergauf mit Blicken zurück zu den steilen Felswänden des Hechlsteins. Auf etwas sumpfigen und scheinbar wenig begangenen Pfaden erreichte ich den Geweßler Hof um 14:15. Bei der Rückfahrt war der Buchauer Sattel offen, sodass ich um 16:30 wieder in Amstetten war.



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