Peter Schrammel
wolkenlos, Nebel im Tal
St. Gallen, Grießbach, 620m - Schulter, 1800m - Kl. Buchstein, 1990m - Schulter - Grießbach
1438m
11km
5 1/4h (2 1/2 + 1/2 + 1/2 + 1 3/4)
Ich fuhr zeitig von Amstetten weg, um bei Sonnenaufgang aufzubrechen. Nach St. Gallen war ich zu früh abgebogen und musste noch einmal zurück auf die Buchaustraße und die nächste Abzweigung zur Rotte Grießbach hinein. Dort parkte ich bei einer Kehre. Es war kurz vor 8 Uhr schon hell. In dem schmalen Graben war alles feucht und die Bäume waren herbstlicht verfärbt. Vorbei an einer alten Mühle ging es flach in den Grießbach-Graben hinein. An riesigen Schotterbänken vorbei führte dann ein Fahrweg steil links hinauf in den flacheren Hochwald. Der Steig quert die Forststraße mehrmals. Im Blick zurück erstrahlte das Maiereck in der Sonne, während nach vorne die Wände der Buchsteine im finsteren Schatten waren. Allmählich wurde der Wald schütterer; der Blick zur Westwand des Kleinen Buchstein, durch die die Aufstiegsroute führt, wurde frei. Während ich auf dem feuchten Wiesenweg aufwärtsstrebte, wurden die St. Gallner Spitzen von der Sonne erfasst. Das Ennstal war mit Nebel vollständig ausgefüllt. Es gab eine extrem klare Sicht zu den Hohen Tauern, Grimming und Dachstein in der Ferne und den Haller Mauern in der Nähe. Nach mehr als 2 Stunden hatte ich die Schulter erreicht. Von dort gab es schwindelerregende Tiefblicke in the Ostabfälle des Kleinen Buchstein. Ein Bergsteiger mit dem gleichen Ziel überholte mich, während ich einige Fotos machte. Wenig später folgte ich ihm auf der zunehmend ausgesetzten Querung in die Westabstürze. Der Bergsteiger hatte seine Stöcke abgelegt: ein Zeichen, dass einige Meter weiter die eigentliche Kletterei losging. Daher ließ ich auch meine Stecken dort. Über ein paar Stufen gelangte ich auf einem schmalen Band in einen Riss. Auf dessen Kante kletterte ich den roten Punkten folgend ca. 15 Meter senkrecht hinauf. Die Griffe waren gut und zahlreich, sodass es wenig ausmachte, dass hinter mir 400 Meter hohes Absturzgelände hinunterging. Weiter ging es auf einem steilen, abschüssigen Schotterband; also Gehgelände, aber ausrutschen darf man dort nirgends. Einige winzige Schneeflecken vom Wintereinbruch im September dekorierten die flacheren Stellen. Der Bergsteiger vor mir hatte schon wieder den festen Felsen am oberen Ende des Bandes erreicht. Ein weiterer Bergsteiger überholte mich, bevor es von dort in schöner Kletterei weiterging. Allerdings wurden die Griffe immer kleiner. In einer Querung waren sie dann nur mehr spärlich, was allerhöchste Konzentration erforderte. Nach der Querung geht es einfacher über stufiges Klettergelände weiter, bis ich die Gratschneide erreichte, die nach Osten 600m senkrecht abfällt. Das Gipfelkreuz war schon sichtbar. Es gilt nur mehr eine 3m hohe Stufe zu überwinden, an die sich gleich der gähnende Abgrund anschloß. Im Abstieg war diese Stufe besonders heikel, da man die Tritte nicht sieht und der geringste Rutscher fatal enden würde. Ich versuchte die Aussicht auf die nahe Tieflimauer und meine Gipfeljause auf der schrägen Gipfelplatte zu genießen. Sie wollte aber wegen des bevorstehenden Abstiegs nicht allzusehr schmecken. Zwei weitere Bergsteiger trafen ein. Ich trug mich ins Gipfelbuch ein und trat den Abstieg wieder an. Nach der hohen Stufe war der erste Teil bis zur Querung nicht schwierig abzuklettern. Zwei weitere Bergsteiger kamen mir dort entgegen. Die Querung war im Abstieg genauso heikel wie im Aufstieg. Das Schotterband war aber um vieles unangenehmer. Ich blieb bei der Felswand, wo ich zumindest einige Griffe verwenden konnte. Die letzte Steilstufe war dann wieder einfacher. Über den Zustiegsweg kamen schon die nächsten drei Bergsteiger daher. Der Gipfel ist trotz seiner Schwierigkeiten und Gefahren äußerst beliebt. Ich nahm meine Stöcke wieder mit und aß meine Gipfeljause auf der Schulter, wo sie hervorragend mundete. Durch den gelb leuchtenden Lärchenwald war ich in weniger als 2 Stunden gegen 14 Uhr wieder unten.