Glocknergruppe
Österreich
2013

Skiroute Hochtirol


8. 3. 2013 - 14. 3. 2013

Karl Gspandl, Andreas Denk, Hubert Granitzer, Peter Schrammel

Wetter

1. Tag: sonnig und warm;
2. Tag: Nebel;
3. Tag: Schneefall und Nebel;
4. Tag: bedeckt;
5. Tag: sonnig, windig, -20°;
6. Tag: wolkenlos, -20°

Bewertung 

******: Durchquerung der Hohen Tauern mit wetterbedingten Umwegen und Abkürzungen

Wegverlauf

1. Tag: Ströden, 1403m - Essener-Rostocker-Hütte, 2207m - Reggentörl, 3056m - Essener-Rostocker-Hütte;
2. Tag: Essener-Rostocker-Hütte - Großer Geiger, 3360m - Essener-Rostocker-Hütte;
3. Tag: Essener-Rostocker-Hütte - Ströden; Matreier Tauernhaus, 1512m - Grünsee-Hütte, 2235m - Hochgasser, 2922m - Grünsee-Hütte - Matreier Tauernhaus;
4. Tag: Felbertauern-Tunnel Südportal, 1632m - Dabertal, 2270m - Felbertauern-Tunnel Südportal; Lucknerhaus, 1918m - Figerhorn, 2743m - Lucknerhaus;
5. Tag: Lucknerhaus, 1918m - Stüdlhütte, 2802m - Teufelskamp, 3511m - Stüdlhütte;
6. Tag: Stüdlhütte - Erzherzog-Johann-Hütte, 3451m - Großglockner, 3798m - Erzherzog-Johann-Hütte - Lucknerhaus

Unterküfte

1. und 2. Tag: Essener-Rostocker-Hütte, 2207m;
3. Tag: Matreier Tauernhaus, 1512m;
4. Tag: Lucknerhaus, 1918m;
5. Tag: Stüdlhütte, 2802m

Höhenmeter

8427m
1. Tag: +1686/-879;
2. Tag: 1173;
3. Tag: +1430/-2237;
4. Tag: 1473;
5. Tag: +1623/-739;
6. Tag: +1042/-1926

Weglänge

86km
1. Tag: 14;
2. Tag: 13;
3. Tag: 20;
4. Tag: 12;
5. Tag: 14;
6. Tag: 13

Zeitaufwand

24 3/4h
1. Tag: 4 (1 3/4 + 1 3/4 + 1/2);
2. Tag: 4 (3 1/4 + 3/4);
3. Tag: 4 3/4 (3/4 + 1 1/2 + 1 3/4 + 3/4);
4. Tag: 2 1/2 (2 + 1/2);
5. Tag: 5 (2 1/2 + 2 + 1/2);
6. Tag: 4 1/2 (1 1/4 + 1 + 1 + 1 1/4))

Kondition 

FEGFFF

Schwierigkeit 

Schi II-III, Klettern II+, B, mixed
1. Tag: II;
2. Tag: II Gletscher, Gipfelaufstieg zum Gr. Geiger 0;
3. Tag: II;
4. Tag: Figerhorn II-III;
5. Tag: II Gletscher;
6. Tag: II, Grat zur Adlersruhe 0+, Glocknerleitl Stufen im Schnee, Kleinglocknergrat vertikale Stangen zum Sichern am langen Seil, Abstieg in die Glockner-Scharte B, Aufstieg zum Großglockner II+/mixed

Gefährlichkeit 

7
1. Tag: 1;
2. Tag: 3, Gipfel!
3. Tag: 1, Gipfel!
4. Tag: 3, Gipfel!
5. Tag: 1, Gipfel!
6. Tag: zur Adlersruhe 4, Glocknergrat 7

Besucheraufkommen 

cbbccd

Bericht

Anreisetag: Ich buchte diese Mehrtagestour über die Alpenvereinsakademie. Es waren vier Teilnehmer. Um 11 Uhr holte mich Karl Gspandl in Amstetten ab. Wir lernten uns erste einmal bei einer Tasse Kaffee kennen, bevor wir über den Felbertauern zum Matreier Tauernhaus fuhren. Hatte es am Vortag noch geschneit, herrschte nun Kaiserwetter. Allerdings war es relativ warm. Um 15 Uhr trafen wir dort zum Mittagessen Andi. Später gesellte sich unser Bergführer Hubert zu uns und trank noch einen Kaffee. Wir ließen ein Auto beim Tauernhaus und fuhren dann mit zwei Autos weiter nach Hinterbichl, Gh. Ilsitzer. Dort hatten wir nach dem Abendessen eine Ausrüstungsbesprechung.

1. Tag: Am nächsten Morgen brachen wir um 7 Uhr 30 mit den Autos nach Ströden auf. Wir marschierten die Langlaufloipe hinauf zur Materialseilbahn, die unsere Rucksäcke zur Hütte brachte. Die Querung einiger Nassschneelawinen war etwas mühsam. Auch am Gegenhang gab es schon wieder einen kleinen Rutsch. Der geplante direkte Aufstieg zur Malheimspitze schien bei den hohen Temperaturen heikel. Deswegen gingen wir gleich weiter zur Essener-Rostocker Hütte. Dort jausneten wir und bezogen unser Quartier. Um 11 Uhr stiegen wir zum Reggentörl auf. Dort war anfangs etwas angefeuchteter Pulverschnee. Erst nach der Steilstufe am Ende des Simonykeeses wurde der Schnee etwas trockener. Hubert wühlte sich unaufhaltsam hinauf. Nach einer kurze Pause stiegen wir die letzten 300m zum Törl hinauf. Ich war mit meinen Kräften beinahe am Ende. Von dort hatten wir einen Blick ins Umbaltal und zur Dreiherrenspitze. Inzwischen waren schon einige Wolken aufgezogen. Bei der Abfahrt folgten wir der Aufstiegsspur. Der erste Hang war supergenial, auch wenn die Bodensicht eher bescheiden war. Eine große Gruppe Schneeschuhgeher stand auf dem Rostocker Eck. Wir fuhren aber zurück auf der Hütte und vertrieben uns die Zeit mit Kartenspielen, Schnapsen, Watten, zwei, drei, vier Bier, unterbrochen vom Abendessen und viele Berggeschichten. Die Betten waren sehr komfortabel, absoluter Top-Standard. Leider hatte ich aber auch schon Blasen an den Fersen, die ich versorgen musste. Die Wettervorschau für nächsten Tag war mäßig und danach war ein massiver Schlechtwettereinbruch mit 1m Neuschnee angesagt. Der Plan war daher am nächsten Tag zu versuchen den Gr. Geiger zu ersteigen, dann aber wieder zurück zur Essener-Rostocker-Hütte zu gehen, anstatt die Überschreitung zur Johannishütte zu machen.

2. Tag: Wir brachen um 7 Uhr 30 auf. Die Wolken hängen tief im Kar auf dem Weg zum Gr. Geiger. Eine größere Gruppe war vor uns, die wir nach dem ersten Steilaufschwung zum Maurerkees eingeholt hatten. Ein kurzes Sonnenfenster ließ uns hoffen, am Gipfel vielleicht doch etwas zu sehen. Wir seiteln uns an und stiegen weiter in hohem Tempo bis zum Geigertörl. Dort ware die Sonne wieder weg. Man spürte, wie die Temperatur mit jedem Meter fiel. Wir machten dort Schidepot und stapften am kurzen Seil über den Westgrat hinauf. Hubert zeigte uns sein geheimes Schnapsdepot im Gipfelkreuz. Das Wetter war aber etwas ungemütlich. Die Sicht war Null. Deswegen verweilten wir nicht lange und stiegen wieder ab. Das kurze Seil war bei manchen Felsstufen ein bisschen ein Hindernis, weil zu kurz. Das weitere Abfahrtsvergnügen im durchfeuchteten, windgepressten Schnee war nicht sonderlich berauschend. Wir machten eine kurze Pause unterhalb des Gletschers und glitten dann hinaus zur Hütte. Die Wolkendecke lockerte sich gegen Abend ein bisschen auf.

3. Tag: In der Früh waren bereits 20cm Schnee gefallen. Der Schneefall war so dicht, dass man der Schneedecke beim Wachsen zusehen konnte. Um 7 Uhr 30 fuhren wir ab. Die Bayern, die wir beim Aufstieg überholt hatten, fuhren gleich hinter uns nach. Wir kehrten mit den Autos zurück zum Matreier Tauernhaus, wohin wir eigentlich nach der Besteigung des Großvenedigers abfahren hätten sollen. Natürlich hatte Hubert einen genialen Ersatzplan für diesen Tag: um 11 Uhr stiegen wir zum Hochgasser auf. Rundherum waren alle Gipfel in Wolken gehüllt. Wir stiegen flott über eine Rodelbahn hinauf und weiter steil am Grünsee vorbei und entlang eines Hochtales Richtung Alten Tauern. Kurz davor bogen wir nach rechts in Richtung Gipfel, den man nicht wirklich erkenne konnte. Doch Hubert kannte den Weg genau. Auf den letzten 100m des Gipfelgrates zum Kreuz wurde der Pulver immer tiefer. Um 14 Uhr standen wir am Gipfel bei Null Sicht, dafür mit der Erwartung guten Schnees bei der Abfahrt. Wir wurden nicht enttäuscht. Karl schnallte vor lauter Begeisterung gleich einmal beim ersten Stein ab. Zwischen durch begleitete uns sogar kurz ein Hauch von Sonne. Die letzten 200m im verspurten Sulz waren weniger begeisternd. Im Tauernhaus fand eine Bundesheerübung statt. Da sich die Blasen an meinen Fersen verschlechterten und ich kein geeigntes Material mithatte, überredete ich die Sani nach dem Abendessen, meine Blasen ordentlich auszuschneiden und zu verbinden. Wir übernachteten in einem 3er Zimmer.

4. Tag: Der weitere Plan war die Überschreitung des Stubacher Sonnblicks zur Rudolfshütte. In der Früh war die Sicht beinahe frei. Es waren aber deutliche Windfahnen zu sehen. Beim Aufstieg Richtung Grünseehütte war der eisige Wind hier schon äußerst ungemütlich. In der langen Querung Richtung Dabersee war der Hang dann aber immer mehr eingeweht. Auch die Sicht war nicht mehr so passabel. Nach kurzem Beraten entschieden wir uns zur Umkehr. Wir fuhren ab und fuhren mit den Autos nach Matrei auf Kaffee und Mehlspeise und dann weiter über Kals zum Lucknerhaus. Als Ersatzprogramm marschierten wir um 13 Uhr hinterm Haus ab in Richtung Figerhorn. Eine Bundesheergruppe war vor uns und hatte eine steile Aufstiegsspur angelegt. Hubert war damit nicht zufrieden und spurte seine eigene Linie durch den steilen Vorgipfelhang hinauf. Weiter ging es dann gemütlich zum nahen Gipfelkreuz. Die Sicht hielt sich in Grenzen, war aber deutlich besser als an den vorangegangen Tagen. Die Abfahrt war zwar nicht in flockigem Pulver, aber trotzdem ganz spaßig und wir hatten ausreichend Höhenmeter gemacht, um das Abendessen genießen zu können.

5. Tag: Um 8 Uhr branchen wir zur Stüdlhütte auf. Einige Gruppen waren schon vor uns. Der Weg führte zuerst flach ins Tal und dann über eine kurze Steilstufe zum Lucknerhaus. Die Sonne erhöhte unsere Motivation als wir an der faszinierenden Freiwand vorbeizogen. Nach einer kurzen Steilstufe stiegen wir ins linke Kar hinauf, unter der auffälligen Materialseilbahn durch und in ein paar Kehren zum Hüttenensemble der Stüdlhütte. Es herrschte Kaiserwetter, war aber sehr kalt. Deswegen aßen wir erst einmal eine warme Suppe. Um 11 Uhr 30 wagten wir uns wieder hinaus in die Kälte. Nach ein paar Kehren hinauf Richtung Schere wurde uns bald wieder wärmer. Wir seilten uns an und stapften auf dem ewig, flachem Teischnitzkees unter der Glocknerwand in Richtung Teufelskamp. Der Wind wurde immer stärker und machte die -25° noch deutlich kälter. Die meiste Zeit waren damit beschäftigt die immer wieder gefühllos werdenden Finger wieder aufzuwärmen. In der Überschreitung eines abgeblasenen, eisig glatten Riedels rund um die Hofmannspitze rutschte mein Stock kurz ab. Zum Glück war Andreas gerade unterhalb und brachte ihn mir nach. Der Wind war nun so stark, dass Kommunikation kaum möglich war. Eiskristalle waren überall in der Luft. Richtung Grat wurde es kurzzeitig etwas ruhiger. Hier war es ziemlich eingeblasen. Wir stoppten in Gratnähe und warfen einen kurzer Blick in die Nordflanke oberhalb des Teufelskampkeeses. Wir fellten schnell ab, ohne uns lang aufzuhalten. Die Abfahrt war anfangs nur Schuss möglich. Zuerst gab es Triebschnee von der schwersten Sorte, dann windgepresst. Der Hang war aber ohnehin zu flach für einen Schwung. Erst der letzte Hang unter der Schere entschädigte für die Mühen. Die Hütte war ziemlich voll mit ca. 70 Leuten für den Glocknersturm am darauffolgenden Tag, an dem der Wind nachlassen sollte, jedoch bei Temperaturen von weiterhin um -20°.

6. Tag: Wir marschierten als letzte Gruppe um 7 Uhr ab. Wir konnten die anderen Gruppen in der Querung hinüber zum Ködnitzkees sehen. Von dort ging es flach direkt hinüber zum Steilaufschwung Richtung Grat. Bis dorthin hatten wir schon einige Gruppen überholt. Ich hatte Fellprobleme. Ich fixierte das Fell mit Tape legte die Harscheisen an, um die letzten 100m zum Schidepot zu überwinden. Der Aufstieg mit Schi zum Kleinglocknerkees schien hinsichtlich der zu erwartenen Abfahrt nicht lohnend. Wir legten die Steigeisen an und Hubert jagte uns hinauf zur Adlersruhe. In 10 Minuten überwanden wir 150 Höhenmeter. Mir ging fast die Puste aus. Wir machten eine kurze Pause und genossen einen kleinen, großen Vorgeschmack auf das Glocknerpanorama. Jetzt war nur mehr eine Dreiergruppe im Glocknerleitl vor uns. Ich fühlte mich wieder besser und wir stiegen zügig in der stufigen Spur hinauf zum Grat zum Kleinglockner. Ab hier gibt es Stangen zur Sicherung. Die Überschreitung ist sehr luftig: rechts direkter 1000m Steilabfall, links nach kurzem Steilfirn 600m, dazwischen 50cm relativ gut ausgetretene Spur. Plötzlich kam uns die tschechische Dreigruppe unerwartetereweise entgegen. Wir sahen, dass es am Gegenhang nach der Glocknerscharte keine Spur gab. Sie waren also noch am Gipfel und hatten anscheinend aufgegeben. Wir waren daher nun die ersten. Nach einem etwas spannenden Schritt stiegen wir entlang des freiliegenden Drahtseils in die Scharte ab. Die Scharte selbst war durch den eingeblasenen Wind relativ breit. Hubert spurte voraus zum nächsten Sicherungspunkt. Dann kamen wir drei nach. Die letzten Meter zum Gipfel waren felsdurchsetzt. Nur wenige Felsgriffe waren verwendbar, da der Fels vereist war und die darüber liegende Schneeschicht relativ dünn war, sodass der Pickel gleich auf den darunterliegenden Felsen stieß. Um 10 Uhr waren wir auf dem Gipfel. Wir verweilten einige Zeit und genossen den Ausblick von den Gesäusebergen über Triglav, Dolomiten, Ortler bis zum Böhmerwald. Kein einziges Wölkchen war zu erkennen. Inzwischen wurde es immer betriebsamer am Kleinglocknergrat. Zum ersten Ausweichmanöver kam es in der Scharte. Im Abstieg zum Glocknerleitl war dann schon Karawanenbetrieb. Zurück auf der Adlersruhe konnten wir schon einen massiven Stau im Glocknerleitl beobachten. Wir jausneten, bevor wir zum Schidepot abstiegen. Wir fuhren auf dem Ködnitzkees entlang des Grates bis zur Aufstiegsspur zur Stüdlhütte vor der Schlucht zur Lucknerhütte ab. Oben war Firn, weiter unten ein bisschen feuchter Pulver. Insgesamt ganz OK als Abschluss eines herrlichen Tages. Nach Mittagessen und Kaffee verabschiedeten wir uns bedankten uns bei Hubert für die kreative Führung trotz der Wetterkapriolen und machten uns um 14 Uhr auf den Heimweg.



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